Regionales Führungsorgan (RFO): Zusammenarbeit mit dem Mobiliar Lab Uni Bern in Bezug auf die Hochwasser Ereignisbewältigung
Start mit dem Mobildeich-System
Ende 2022 ist die Mobiliar mit der Schenkungsabsicht eines mobilen Hochwasserschutz-Systems (400 Meter lange Schlauchanlage) an die Stadt Burgdorf herangetreten. Solche Anlagen sind bei besonders gefährdeten Gemeinden in der ganzen Schweiz im Einsatz - im Kanton Bern in Interlaken, Thun, Biel und nun auch in Burgdorf. Diese erlaubt der Feuerwehr seit Frühling 2023 lokal und rasch zu unterstützen, wo ohne oder selbst mit baulichen Massnahmen kein ausreichender Hochwasserschutz besteht.
Die schweren Hochwasser in den Jahren 2005 und 2007 haben Schwachstellen entlang der Emme in der Region Burgdorf aufgezeigt. Durch diverse Massnahmen im Gebiet der Stadt selbst sowie im Einzugsgebiet der Emme wurde das Hochwasserrisiko in der Folge laufend reduziert. Da kurze, aber heftige Niederschläge vermehrt auftreten, erreicht die Emme zeitweise immer noch einen kritischen Pegel – zuletzt im Sommer 2022. Kaum vorstellbare Ereignisse wie im Ahrtal (Deutschland) im Jahr 2021 haben gezeigt, dass in der Frage von möglichem Hochwasser in aktuell nicht vorstellbaren Dimensionen gedacht werden muss. In Burgdorf ist die Einengung zwischen Schlossfelsen und Flühe die zweitengste Stelle der Emme nach der bekannten Räbloch-Schlucht im oberen Emmental.
Entwicklung Einsatzstandorte
Im Rahmen der Schenkung ist durch die Stadt Burgdorf auch die Frage nach den möglichen und konkreten Einsatzstandorten in der Region gestellt worden, welche zu einer Zusammenarbeit mit dem Mobiliar Lab geführt hat. Anhand von genauen Analysen, Begehungen und Vermessungen konnten die entsprechenden Bereiche entlang der Emme definiert werden. Für Burgdorf bestehen Einsatzpunkte des Mobildeich-Systems im Bereich der Lochbachbrücke, der Heimiswilbrücke und der Eybrücke. Da das Mobildeich-System mit einer maximalen Länge von 400 m nur für 2 Einsatzstandorte ausreicht, wurde auch eine Zusammenarbeit mit anderen Elementen/Gemeinden thematisiert. So kann künftig das Element von Burgdorf beispielsweise bei einem Seehochwasser anderweitig eingesetzt werden, während Burgdorf bei einer anderen Lage auf externe Elemente zugreifen kann.
Ausbildungsübung im Regionalen Führungsorgan
Im Rahmen dieser Arbeiten ist eine weitere Zusammenarbeit entstanden. Zusammen mit dem Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär Kanton Bern, Abteilung für den Bevölkerungsschutz und Zivilschutz, welche auch die Aufsicht über die kommunalen Führungsorgane hat, ist zusammen mit dem Mobilar Lab eine neue Übung für ein RFO entwickelt worden. Ziel dieser Übung ist der Umgang mit Wetterdaten und Vorhersagen auf Laienstufe, welche dann im Rahmen eines Einsatzes zu Massnahmen durch das Führungsorgan führt.
Die Übung hat am 4. Juli 2024 stattgefunden. Bereits ab dem 26. Juni 2024 sind die Feuerwehr und die RFO-Leitung mit fiktiven Wetterdaten konfrontiert worden. Am 30. Juni 2024 wurde aufgrund der Datenlage entschieden, das Regionale Führungsorgan Region Burgdorf auf den nächsten Morgen aufzubieten. Nach dem Übungsunterbruch ist am geplanten Übungstag vom 4. Juli 2024 mit dem gesamten RFO inklusive der Führungsunterstützung des Zivilschutzes die Ereignisbewältigung gestartet worden.
Im Rahmen der Übung wurde ein Ereignis mit einer Wassermenge in der Emme von 1000 m3 festgelegt. Dies führte zu verschiedenen Massnahmen, unter anderem auch zu einem Evakuierungsbeschluss des betroffenen Gebiets in Burgdorf.
Im Rahmen der nachträglichen Auswertung und Analyse zur Übung und dem Abschlussrapport vom 20. November 2024 mit allen Beteiligten wurde festgestellt, dass die getroffenen Massnahmen dem Ereignis entsprechend ergriffen wurden und eine rechtzeitige Evakuation erfolgte. Effektiv ist im Ereignis eine maximale Wassermenge von 860 m3 entstanden. Dank den eingeleiteten Massnahmen und dem Einsatz der Mobildeich-Systeme konnte unter anderem die Schadensumme um rund 120 Millionen Franken reduziert werden. Zum Abschlussrapport wurden auch die übrigen RFO-Organisationen im Emmental sowie das Verwaltungskreis-Führungsorgan Emmental eingeladen.
Die Herausforderung, solche Ereignisse rechtzeitig zu erkennen, die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten und die richtigen Beschlüsse für die Ereignisbewältigung respektive zum Schutz der Betroffenen zu fassen, ist gross. Die Zusammenarbeit hat für alle beteiligten Organisationen einen grossen Mehrwert in Bezug auf die Planung, Ausbildung und die Umsetzung erzeugt. Das gegenseitige Lernen und das Verständnis für die Aufgabe zwischen Wissenschaft, der kantonalen Fachstelle und dem Einsatzelement hat für alle Parteien einen grossen und wesentlichen Wissenstransfer generiert.
Kurzfilm zur Übung RFO Region Burgdorf
Dank dem Tool «Hochwasserdynamik» konnte erstmals ein realistisches Extremhochwasser, inklusive einer einwöchigen Vorphase, durch die Feuerwehr Burgdorf und das RFO geübt werden. Die Vorteile einer solchen präventiven statt nur schadensbegrenzenden Bevölkerungsschutzübung zeigt dieser Kurzfilm:
Hochwasserdynamik im Einsatz - YouTube-Suche: "Hochwasserdynamik im Einsatz"
Homepage
www.hochwasserrisiko.ch (Hochwasserdynamik)
Foto Zusammenarbeit BSM – Uni Bern – RFO Region Burgdorf
v.l.n.r.
• Christoph Gasser, Ausbildner zivile Führungsorgane BSM Kanton Bern
• Lukas Munz, Doktorand, Mobilar Lab Universität Bern
• Markus Mosimann, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Mobiliar Lab Universität Bern
• Rouven Sturny, Gesamtkoordinator, Mobilar Lab Universität Bern
• Prof. Dr. Andreas Zischg, Co-Leiter, Leiter der Gruppe Human-Environmental-Systems Modelling Mobiliar Lab Universität Bern
• Urs Lüthi, Chef Führungsorgan RFO Region Burgdorf / Leiter Einwohner- und Sicherheitsdirektion Burgdorf
Foto Mobildeichsystem (Aufbau bei Übergabe)
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